In Lateinamerika heißt der Heiligabend Nochebuena auf Spanisch und Véspera de Natal auf Portugiesisch.
Und genau wie Deutschland haben auch die Länder Mittel- und Südamerikas ihre ganz eigenen Weihnachtstraditionen.
Die Kolonialmächte Spanien und Portugal brachten neben vielem anderen auch ihre Religion und Traditionen über den Atlantik nach Südamerika. Noch heute ist die Bevölkerungsmehrheit in den lateinamerikanischen Ländern katholisch. Aus der Mischung von Katholizismus und den vorhandenen Kulturen haben sich einzigartige Weihnachtsbräuche entwickelt.
In Lateinamerika ist Weihnachten geprägt von religiösen Zeremonien und feierlichen Umzügen.
Die Gebräuche der lateinamerikanischen Länder haben zwar viel gemeinsam, es gibt jedoch auch Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern.
Die Mexikaner beginnen ihre Weihnachtsfeierlichkeiten ab dem 16. Dezember mit den Posadas. Eine Posada ist die Darstellung der Suche von Josef und Maria nach einer Herberge für die Geburt Jesu. Die Teilnehmer werden in zwei Gruppen aufgeteilt und singen das Posada-Lied, in dem die eine Gruppe um Herberge bittet und die andere antwortet. Die letzte Posada findet an Heiligabend statt.
Neben der landestypischen Posada spielen, wie im restlichen Südamerika auch, die Piñatas und Krippen eine wichtige Rolle. Viele Piñatas sind als Siebenstern gestaltet, wobei jede Spitze eine der sieben Todsünden repräsentiert. Piñatas bestehen meist aus Pappmaché oder Ton und enthalten Süßigkeiten. Beim Piñata-Spiel versuchen die Kinder mit verbundenen Augen, die Figur mit einem Stock zu zerschlagen, so dass die Süßigkeiten herausfallen.
Der Heilige Abend steht in Mexiko ganz im Zeichen der Familie. Nach dem letzten Piñata-Durchgang isst man gemeinsam zu Abend und besucht dann die Mitternachtsmesse. Wie in vielen anderen Ländern Südamerikas enden die Feierlichkeiten mit einem Feuerwerk.
Wie viele andere Südamerikaner beginnen die Argentinier ihre Festvorbereitungen schon am 8. Dezember. Weil in dieser Zeit Hochsommer herrscht, halten sie sich aber auch für die Weihnachtsvorbereitungen gerne in klimatisierten Räumen auf. Es gibt in Argentinien aber auch kühlere Gegenden, zum Beispiel in Patagonien.
Die Häuser werden mit grünen, goldenen und roten Girlanden geschmückt, am Haupteingang wird ein Kranz mit weißen Blüten aufgehängt. Zum Weihnachtsschmuck gehört auch eine Krippe und Baumwollbällchen, die weiße Schneeflocken darstellen.
Um Mitternacht, nach einem Festessen im Freien und der Messe, wird Weihnachten mit bunten Farben am Himmel begrüßt. Dabei steigen zahllose Papierlaternen auf, die so genannten globos. Die Lichter symbolisieren die Geburt Jesu und den Stern von Bethlehem. Der Heilige Abend, oder Nochebuena, endet mit einem Feuerwerk.
Am 6. Januar bringen die Heiligen Drei Könige den argentinischen Kindern Geschenke. Die Kinder stellen ihre Schuhe neben Bett oder Tür oder unter den Christbaum. Außerdem legen sie für die Pferde der Heiligen Drei Könige Heu und Wasser vor die Tür.
In vieler Hinsicht erinnern die brasilianischen Weihnachtsbräuche an die in westlichen Ländern. Die Geschenke bringt der Weihnachtsmann, oder Papai Noel, obwohl der dort nicht ganz so bekannt ist wie in Deutschland. Genau wie hier ist Weihnachten auch in Brasilien ein Familienfest.
Beim Weihnachtsschmuck weist das Land jedoch ein paar Besonderheiten auf. Es gibt zwar auch ein gigantisches Feuerwerk, aber das ist nicht das einzige, was in allen Farben erstrahlt. Die Brasilianer haben nämlich eine Vorliebe für kunterbunte Weihnachtsbäume mit elektrischer Beleuchtung. Ihr Strahlen macht sogar dem Feuerwerk Konkurrenz.
Am ersten Weihnachtsfeiertag gehen viele Familien an den Strand, um sich zu erholen und das familiäre Beisammensein und die Sonne zu genießen.
Verpassen Sie nicht das Weihnachtsspiel, Los Pastores, bei dem Hirtinnen und ein Zigeuner im Mittelpunkt stehen. Während des Spiels versucht der Zigeuner, das Jesuskind zu entführen.
In Costa Rica steht im Dezember nicht nur Weihnachten vor der Tür, auch das Schuljahr geht zu Ende. Noch mehr Gründe also für eine frohe Zeit mit vielen Feierlichkeiten.
Die Ticos, wie die Bewohner Costa Ricas umgangssprachlich genannt werden, schmücken ihr Heim für das Fest; dabei sind Krippen, Blumen und Kränze mit roten Kaffeebeeren traditionelle Elemente.
In Costa Rica bringt am Heiligen Abend nicht der Weihnachtsmann die Geschenke, sondern das Christkind. Nachdem die Kinder am nächsten Morgen ihre Geschenke ausgepackt haben, beginnen die El Tope-Feierlichkeiten. Bei diesem landesweit ausgestrahlten Ereignis zieht eine endlose Reiterparade durch die Straßen von San José. Viele Zuschauer tragen ebenfalls Cowboy-Kleidung, um dieses Fest, das in Costa Rica eine lange Tradition hat, angemessen zu begehen.
Im Dezember feiern die Ticos auch das Festival de la Luz, das Festival des Lichts. Dieses Fest findet ebenfalls in der Hauptstadt San José statt, wurde 1996 gegründet und ist damit eine relativ junge Weihnachtstradition. Zum Festival gehören Musik, Umzüge, Maskeraden und Feuerwerk.
Die Weihnachtszeit und die Feiern sind auch in diesem lateinamerikanischen Land etwas ganz Großes.
Eines der wichtigsten Elemente bei den Feiern zu Weihnachten ist die Beleuchtung. Die Stadt Medellin im Norden von Kolumbien beherbergt eine riesige Sammlung von Weihnachtsbeleuchtung. Weihnachtsschmuck ist in ganz Kolumbien sehr beliebt, aber besonders schön anzusehen ist er in dieser Stadt. Der Medellin River und die Parks der Stadt werden zu einem wahren Paradies voll Licht.
Außer der wunderschönen Beleuchtung ist der 7. Dezember ein großes Erlebnis – der Tag der kleinen Lichter. Die Kolumbianer stellen Kerzen vor die Häuser, damit die Jungfrau Maria den Weg zu ihrem Haus findet und sie segnet.
Aber nicht nur die Beleuchtung ist wichtig für Weihnachten, sondern auch das Gebet. Ab dem 16. Dezember bis zum Heiligen Abend versammelt sich täglich die Familie zum Gebet, Gesang und zum Essen. Diese Tradition wird Novenas genannt.
Nach der großen Feier aber ist es an der Zeit für ein ganz anderes Spiel. Am 28. Dezember spielt man einander nämlich Streiche. Dieser Tag kommt unserem 1. April gleich, sogar die schlimmsten Streiche sind erlaubt.
Peru ist ein sehr katholisches Land, in dem Weihnachten als besonders heilige Zeit gilt. Es heißt, Peru sei das erste Land Lateinamerikas, in dem das Weihnachtsfest gefeiert wurde.
Das Fest ist viel weniger materiell als in Deutschland und der Weihnachtsmann kommt nicht vor.
Wie im restlichen Kontinent ist die Krippe auch in Peru von großer Bedeutung – vielleicht noch mehr als anderswo. Und die peruanische Version hat eine Besonderheit. Das Jesuskind und die Familie ähneln zum Verwechseln einer peruanischen Familie. Deshalb steht in peruanischen Krippen neben anderen Tieren auch das landestypische Lama, das als besonders zutraulich gilt. Am Heiligen Abend darf ein eigens dafür ausgewähltes Kind das Jesuskind in die Krippe legen.
Auch die Geschenke werden vor der Krippe aufgebaut und in einigen Landesteilen erst am 6. Januar, dem Dreikönigstag, geöffnet. Das heißt, peruanische Kinder brauchen an Weihnachten besonders viel Geduld.
Wenn Sie Weihnachten einmal ganz anders feiern möchten, können Sie in Lateinamerika den Weihnachtsurlaub Ihres Lebens machen.
Wie Sie hier lesen konnten, gibt es in diesen Ländern neue und spannende Weihnachtsbräuche. Nach der Mitternachtsmesse und dem Feuerwerk sind noch viele Menschen auf den Straßen, wo Sie die landestypischen Traditionen aus nächster Nähe miterleben können.
Feliz Navidad und Feliz Natal!
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