Im Mai 2019 kam unsere Afrika-Expertin Winnie, 8 Jahre nach ihrem letzten Besuch, aus dem Okavangodelta zurück.
Das Erste, das mich verzaubert, ist der Geruch.
Es riecht ganz einfach nach Okavangodelta. Ich erkenne den Geruch von meinen früheren Besuchen. Es fühlt sich wirklich heimelig und richtig an. Es duftet nach wildem Salbei. Überall stehen mannshohe Büsche. Wenn wir sie überfahren, steigt dieser Duft in meine Nase.
Ich bin in Botswana, auf dem Weg durch das Okavangodelta, durch das Moremi Wildreservat, zum Khwai-Gebiet, im Osten des Deltas. Khwai ist ein sogenanntes Konzessionsgebiet. Das bedeutet, dass die Einheimischen in diesem Gebiet die Administration übernehmen und von den Einnahmen profitieren. Sie bestimmen auch die Regeln. Hier im Khwai-Gebiet bedeutet das, dass man – in Gegensatz zu Moremi, das vom Staat verwaltet wird – abendliche Game Drives machen und teilweise Offroad fahren darf.
Die Landschaft ist wirklich abwechslungsreich. Einige Gebiete werden durch die gigantischen Mopanenbäume geprägt, die in der lehmigen Erde gut gedeihen. Einige Gebiete sehen beinahe gespenstisch aus. Zeitweise werden die flachen Gebiete überschwemmt. Das Wasser tötet die Bäume. Wenn das Wasser ins Erdreich eingedrungen ist, bleiben die blattlosen Bäume zurück, die als beinahe silberne Silhouetten gen Himmel ragen. Aber wir befinden uns im Okavangodelta. An einigen Orten gibt es das ganze Jahr über Wasser. Entweder kommt das Wasser aus den Bergen Angolas, oder es fällt während der Regenzeit. Wo Wasser ist, ist alles grün und blüht. Reiher stehen auf einem Bein, Papageien und Bienenfresser tummeln sich am Ufer und stehlen beinahe – aber nur beinahe – die Aufmerksamkeit von den vielen Flusspferden.
Was mich in Botswana immer am meisten beeindruckt, ist ein Gefühl von Wildheit.
Vielleicht deshalb, weil ich weiß, dass viele Elefanten aus Simbabwe, Namibia oder Angola kommen. Sie flüchteten vor dem Bürgerkrieg und den Wilderern. Obwohl der Bürgerkrieg in Angola längst vorbei ist, erinnern sich die Elefanten – wie dies Elefanten nun einmal tun – noch immer daran. Es wird Generationen an Elefanten dauern, bevor sie es wagen, wieder „nach Hause“ zu ziehen. Aber die Tatsache, dass sie an jenem Tag, an dem sie nach Hause ziehen wollen, nach Hause ziehen können, ohne von einem Zaun oder einer Grenze gestoppt zu werden, ist für mich überwältigend.
Vielleicht deshalb, weil es hier nicht so viele Touristen gibt. Botswana hat einen Ruf als sehr teures Safariland, das den Reichen vorbehalten ist. Natürlich ist das zum Teil wahr, aber man bekommt das Gefühl, wirklich in der echten Wildnis zu sein, wenn man einen Leoparden mit nur ganz wenigen anderen Safariautos teilen muss!
Vielleicht ist es aber auch, weil ich weiß, dass die Zeltlager in Botswana ständig umgesiedelt werden, da man die natürlichen Wege der Tiere nicht beeinträchtigen will. Hier bestimmen die Tiere und die Natur.
In Botswana habe ich immer das Gefühl, mitten in einer BBC-Natursendung zu sein, in der es noch dazu nach wildem Salbei riecht.
Winnie,
TourCompass – Vom Touristen zum Reisenden